Outdoor
Wanderschuhe richtig schnüren: So geht's
Schuhe binden können vermutlich alle. Hinter der Frage Wie man Wanderschuhe richtig schnürt, versteckt sich aber ein bisschen mehr. Durch verschiedene Schnürtechniken kannst du bspw. den Komfort beim Bergab- und Bergaufgehen steigern.
Schuhe binden können vermutlich alle. Hinter der Frage Wie man Wanderschuhe richtig schnürt, versteckt sich aber ein bisschen mehr. Durch verschiedene Schnürtechniken kannst du bspw. den Komfort beim Bergab- und Bergaufgehen steigern. Dadurch reduzierst du beim Wandern das Risiko von Blasen oder tauben Füßen.
DIE GRUNDVORAUSSETZUNGEN ZUR PERFEKTEN SCHNÜRTECHNIK
RICHTIGE PASSFORM
Wenn die Passform, also die Schuhlänge und Leistenbreite nicht gegeben ist, kannst du deinen Wanderschuh noch so häufig schnüren. Es wird sich nicht viel verändern. Bei der richtigen Schnürtechnik geht es darum, Feinheiten beim Komfort auszubessern. Ist also die Grundvoraussetzung – die Passform – nicht gegeben, wirst du alleine durch die Schnürung nicht in der Lage sein, etwaige Druckstellen, etc. zu beheben.
Zur richtigen Passform gehört übrigens auch der richtige Sitz der Zunge. Ist diese verdreht und nicht mittig positioniert, kann ein falscher Sitz zu Druckstellen am Spann oder am Schienbein führen.
WANDERSOCKEN
Ein weiterer und nicht zu unterschätzender Faktor sind Wandersocken. Wandersocken aus dem richtigen Material und mit der entsprechenden Polsterung dienen als Schutzschicht zwischen deiner Haut und dem Material des Wanderschuhs. Wandersocken nehmen die Feuchtigkeit von der Haut und verhindern so, dass diese über Stunden des Wanderns aufweicht und sich Blasen bilden können. Zusätzlich dienen Polster dazu, den Druck auf viel beanspruchte Stellen zu reduzieren.
DIE SCHNÜRZONEN EINES WANDERSCHUHS
Ein Wanderschuh wird in zwei Schnürzonen unterteilt:
Schaftzone
Spannzone
Die Spannzone beispielsweise reicht von der vordersten Öse, wo du die Schnürsenkel einfädelst bis auf die Höhe der Feststellöse bzw. des Tiefzughakens. Diese Zone fixiert den Vorder- und Mittelfuß im Fußbett.
Beide Zonen werden durch den Tiefzughaken voneinander abgegrenzt. Vom Tiefzughaken aufwärts verläuft die Spannzone, welche über die Stabilität im Sprunggelenk sowie über den Bewegungsspielraum nach vorne und hinten entscheidet.
Beim Schnüren der Wanderschuhe kommt es nun darauf an, die Zonen unabhängig voneinander auf die persönlichen Ansprüche und das Gelände zu binden.
WANDERSCHUHE SCHNÜREN BEIM BERGAUFGEHEN
Gerade beim Bergaufgehen benötigt dein Fuß ein bisschen mehr Bewegungsfreiraum. Durch die extreme Vorlage im Gelände empfehlen wir dir, die Schaftzone loser zu schnüren. Die Spannzone sollten hingegen so geschnürt werden, dass der Vorderfuß im Fußbett fixiert wird und nicht nach links und rechts rutschen kann.
WANDERSCHUHE SCHNÜREN BEIM BERGABGEHEN
Die Gefahr beim Bergabgehen ist, dass der Fuß im Fußbett nach vorne und hinten rutscht, was zu Blasen, aufgescheuerter Haut und blauen Zehen führen kann. In diesem Fall muss die Schaftzone fester geschnürt werden, um den Fuß im Fußbett zu fixieren. Der Spannbereich sollte wie zuvor so fest geschnürt werden, dass der Fuß angenehm im Fußbett sitzt, ohne nach links und nach rechts zu rutschen.
WANDERSCHUHE RICHTIG SCHNÜREN: DIE UNTERSCHIEDLICHEN TECHNIKEN
WANDERSCHUHE „NORMAL“ BINDEN
Bevor wir damit beginnen, besondere Schnürtechniken anzuführen, werfen wir kurz einen Blick darauf, wie Wanderschuhe normalerweise gebunden werden.
SO GEHT'S:
Führe die Schnürsenkel durch die vordere Öse, bis du beide Enden mit gleicher Länge in der Hand hältst. Wie du es gewohnt bist, kannst du die Schnürsenkel nun überkreuzend durch die gegenüberliegenden Ösen fädeln.
Spannzone schnüren: sobald du beim Tiefzughaken angekommen bist, solltest du überprüfen, ob der Vorderfuß gut sitzt. Wenn du jetzt bis oben schnürst und später feststellst, dass die Spannzone zu locker/ fest sitzt, wirst du, aufgrund des Reibungswiderstandes nicht mehr in der Lage sein, dies rückwirkend zu ändern.
Mit der Feststellöse / dem Tiefzughaken bestimmst du anschließend, wie kräftig dein Fuß in den Schuh hineingedrückt wird. Wähle eine Spannung, die deinen Fuß davor bewahrt, nach vorne und hinten zu rutschen, ohne dir dabei den Fuß abzuschnüren.
Schaftzone schnüren: Auch hier kannst du wie gewohnt die Schuhbänder überkreuzen. Indem du das Schuhband von oben durch die Haken fädelst, erhörst du noch einmal den Reibungswiderstand.
Knoten binden
DIE FLASCHENZUGTECHNIK GEGEN FERSENSCHLUPF
Der Fersenschlupf beschreibt ein Problem von einigen Wander:innen, der entsteht, wenn die Ferse im Schuh zu viel Platz hat und so bei jedem Schritt nach oben und unten rutscht. Hier können auch Scheuerstellen entstehen, welche unangenehme Wunden wie Blasen hinterlassen.
Um diesen Schlupf zu verhindern, versucht man mit der entsprechenden Schnürtechnik (Flaschenzugtechnik genannt) den Fuß nach unten zu drücken, um ihn so am Fußbett zu fixieren.
SO GEHT'S:
Führe das Ende deines Schnürsenkels von der letzten Schlaufe der Spannzone direkt durch den darüber liegenden Tiefzughaken und zum nächst höheren Haken – ohne die Schnürsenkel zu überkreuzen.
Von unten kommend fädelst du das Schuhband jetzt durch die Öse über dem Tiefzughaken.
Die Enden beider Schuhbänder musst du nun unter dem Schuhband auf der anderen Seite zwischen letzter Öse der Spannzone und Tiefzuhaken hindurchfädeln.
Fixiere beide Schuhbänder, in dem du die Schnürsenkel zweifach umwickelst (wie ein normaler Knoten nur eben mit zwei Umwicklungen).
Beide Enden werden nun von oben kommend in die nächsten freien Haken gefädelt.
Das Schuhband wird jetzt wieder auf die andere Seite und von oben kommend durch die restlichen Haken gefädelt.
Am Schluss fixierst du das Ganze mit einem Knoten deiner Wahl.
Mit dieser Technik baust du viel Druck auf den Übergang zwischen Schienbein und Rist auf, sodass die Ferse nach unten und hinten fixiert wird.
DIE PARALLELSCHNÜRUNG
Jede Überkreuzung der Schnürsenkel bedeutet eine potentielle Druckstelle, die einige Wandernde, bspw. aufgrund eines hohen Fußgewölbes und Fußrists am liebsten umgehen möchten. Die Parallelschnürung hilft Wandernden dabei, den Druck vom Rist zu nehmen.
SO GEHT'S:
Beginne hier wiederum zunächst damit, den Schnürsenkel durch die erste(n) Öse(n) zu fädeln und überprüfe, ob beide Enden gleich lang sind.
Knüpfe die Schnürsenkel wie gewohnt bis zu dem Punkt, der dir auf dem Rist Schmerzen bereitet.
Anstatt nun wie gewohnt die Schnürsenkel nach jeder Öse auf die andere Seite zu geben, nimmst du dir den linken und den rechten Schnürsenkel und fädelst sie in die darüber liegende Öse. Somit solltest du jetzt keine Überkreuzungen auf dem Rist haben, sondern zwei parallel verlaufende Schnürsenkel.
Wiederhole Schritt 3 bis du den schmerzenden Bereich überwunden hast. Anschließend kannst du die Schnürsenkel wieder wie gewohnt durch die gegenüberliegenden Ösen fädeln.
Oberhalb des Tiefzughakens solltest du, um den unteren Bereich zu fixieren die Schnürsenkel zweifach umwickeln. Gehe dabei vor, wie wenn du einen Knoten schnüren würdest, nur überkreuzt du einen Schnürsenkel eben zwei Mal.
Den oberen Bereich kannst du wie gewohnt binden.
Indem du die Abrollbewegung des Wanderschuhs nachmachst, wirst du feststellen, dass nun weniger Druck in dem Bereich ist, wo der Schuh parallel geschnürt wurde.
SCHNÜRTECHNIK BEI STÄNDIG LOSEN SCHUHBÄNDERN
Schuhbänder gehen dann auf, wenn der Reibungswiderstand zwischen den Schuhbändern an sich und mit dem Material des Wanderschuhs zu gering ist. Im Optimalfall ist der Reibungswiderstand also so hoch, dass sich die Schnürsenkel nicht lösen können. Unser Ziel ist es also, den Reibungswiderstand zu erhöhen.
SO GEHT'S:
Sobald du beim Tiefzughaken angekommen bist, führst die Schuhbänder von oben in den Tiefzughaken.
Ziehe das Schuhband nun wie gewohnt auf die gegenüberliegende Seite und fädle wieder von oben kommend das Schuhband durch die anderen Ösen/Haken. Dadurch, dass du das Schuhband von oben durch die Haken gibst, ergeben sich mehr Überkreuzungen, was die Reibung erhöht.
Sobald du ganz oben angekommen bist, machst du einen Knoten mit zwei anstatt mit einer Umwicklung.
Anstatt jetzt wie gewohnt, die beiden Schlaufen eines normalen Knotens festzuziehen, kannst du eine der Schlaufen noch einmal hindurchgeben und die Reibung zusätzlich erhöhen. Also: Hasenohr schießt nicht nur ein, sondern zwei Tore
TIPP 1: SCHNÜRUNG WÄHREND DER TOUR JUSTIEREN
Während einer Tour verändern sich deine Füße. Die Beanspruchung auf einer Tour führt dazu, dass sich Wasser und Blut in den unteren Extremitäten sammelt. Der Fuß schwillt beim Wandern also an. Um deinem Fuß die Regeneration zu ermöglichen, solltest du dir auch während einer Wanderung bewusst Zeit dafür einräumen, um die Schnürung und den Sitz zu überprüfen.
TIPP 2: KNOTEN IM WINTER
Auf einer Winterwanderung hattest du vielleicht schon einmal das Problem, dass du einen Knoten nicht mehr aufbekommen hast, weil deine Hände zu kalt oder der Knoten komplett vereist war. Gerade das Nachjustieren der Schnürung fällt dann extrem schwer. Beim Binden deiner Bergschuhe im Winter solltest du also Knoten wählen, die zwar einen hohen Reibungswiderstand vorweisen aber eben auch mit nur einer Hand wieder zu öffnen sind.
SO GEHT'S:
Starte mit einem normalen Knoten, indem du das Ende eines Schuhbands mit dem anderen Ende überkreuzt.
Nehme das gleiche Ende wie zuvor und Umwickle das Schuhband nun noch einmal.
Anstatt jetzt wie gewohnt, die beiden Schlaufen zu einer Schleife – also einem normalen Knoten – festzuziehe, fädle eine der Schlaufen noch einmal hindurch, um die Reibung zusätzlich zu erhöhen.
Du hast jetzt einen Knoten, der zwei zusätzliche Überkreuzungen vorweist und dennoch mit einer Hand zu öffnen ist.
DIE SCHNÜRSENKEL
Neben der Schnürtechnik gibt es noch die Schnürsenkel als Komfort- und Sicherheitsfaktor. Dabei kommt es in erster Linie aufs Material und die Form an. Obwohl die von den Marken mitverkauften Schuhbänder meist genau für den Schuh und das Gelände konzipiert wurden, kann es manchmal trotzdem sein, dass man sie gerne tauschen möchte. Sowohl Material wie auch Form des Schuhbands beeinflussen den Reibungswiderstand. Dein Ziel sollte es sein, ein Schuhband zu finden, welches einen hohen Reibungswiderstand aufweist, wodurch sich die Wanderschuhe nicht ständig selbstständig öffnen.
Beim Material können wir dir den Tipp geben, das Schnürsenkel aus Kunststoffmaterialien häufig eine glattere Oberflächenstruktur haben als z.B. rauere (Baum)Wollmaterialien. Das rauere Material bietet mehr Chancen sich ineinander zu verhaken und kann sich entsprechend schwieriger lösen.
Hinsichtlich der Form wird zwischen runden und flachen Schuhbändern unterschieden. Flache Schuhbänder weisen aufgrund der größeren Fläche einen höheren Reibungswiderstand.