Wanderschuhe aus Leder von McKinley

Autor: Ole Kliem | Lesezeit: 6 Minuten

Wanderschuhe aus Leder: Das steckt dahinter

Noch immer ist Leder ein wichtiger Bestandteil moderner Wanderschuhe. Und obwohl die Anzahl der Vollleder-Wanderschuhe stetig abnimmt, führt für viele Outdoor-Brands, trotz neuer Technologien und moderner Produktionsstätten, kaum ein Weg am traditionellen Obermaterial Leder vorbei. Von den robusten Eigenschaften profitieren die Marken noch immer, wenn es um die Gestaltung der Zehenbox, Fersenpartie oder die Aufnahme der Schnürsenkel geht. Auf dem Vormarsch sind Wanderschuhe, die einen Materialmix aufweisen: Kunstfasern (Mesh) und Leder werden so miteinander verarbeitet, dass sich die Eigenschaften ergänzen. Kombination mit einer wasserdichten Membran (mikroporös oder porenlos) und einer DWR-Imprägnierung (durable water repellent) bleibt der Schuh wasserdicht und -abweisend zugleich, während eine hohe Atmungsaktivität sichergestellt wird. Wanderschuhe, die komplett aus Kunstfasern bestehen, sind eher selten.

Inhaltsverzeichnis

Wanderschuhe aus Leder

Von welchem Tier kommt das Leder?

Beim Außenmaterial von Outdoor-Schuhen wird überwiegend auf Leder vom Rind zurückgegriffen. Ist auch das Innere deines Schuhs aus Leder wird dies als Futterleder bezeichnet, welches vom Schwein kommt. Erst seit einiger Zeit greifen einige Marken auf Yakleder als Außenmaterial zurück, welches bei gleicher Materialstärke 20 % robuster sein soll.

So wird Leder für Wanderschuhe verarbeitet

Leder ist ein Naturprodukt und wird für seine Resistenz gegenüber Nässe, Fäulnis und beim Trocknen gegen (Material)Bruch geschätzt. Bei der richtigen Pflege überdauert es Generation und passt sich dem Fuß des Wandernden mit der Zeit an. Durch den Prozess des Gerbens entsteht das bekannte felllose Endprodukt. Bis wir jedoch Leder für Wanderschuhe in den Händen halten, dauert es einige Arbeitsschritte:

Die Verarbeitungsschritte

  1. Zunächst wird die Haut des Tieres gegerbt, wodurch es felllos wird und optisch dem entspricht, was wir kennen.
  2. Im nächsten Schritt sorgen Veredelungsprozesse dafür, dass dem Leder gewisse Eigenschaften verliehen werden. Durch die Hydrophobierung wird das Leder z.B. wasserabweisend.
  3. Das Leder hat nun eine Dicke von 0,6 bis 0,8 cm. Selbst für die stabilsten steigeisenfesten Bergschuhe aus Leder ist diese Materialstärke jedoch zu dick. Aus diesem Grund durchläuft das Leder noch einen Spaltvorgang, wobei es quasi Länge nach gedrittelt wird. Bergschuhe aus Leder haben eine Materialstärke von 0,26 bis 0,28 cm. Während des Spaltvorgangs etnstehen drei Arten von Leder:
    • Vollleder oder Narbenleder: Als Vollleder bezeichnet man die Außenseite des Leders. Die Außenseite gibt aufgrund der Struktur Aufschluss über dessen Herkunft und wird deshalb auch als Narbenleder bezeichnet. Vollleder gilt als der hochwertigste Teil des Leders.
    • Fleischspalt: Der Fleischspalt hingegen bezeichnet den Lederteil welcher zur Haut zeigte.
    • Mittelspalt: Der Mittelspalt befindet sich zwischen dem Fleischspalt und Vollleder und gilt als der Teil mit der geringsten Qualität

Fetten

Illustration zum Fetten

Imprägnieren

Illustration zum Imprägnieren

Hydrophobieren

Illustration zum Hydrophobieren

Welche Vorteile bietet Leder für Outdoor-Schuhe?

Hat das Leder die verschieden Verarbeitungsprozesse durchlaufen, weist es die für das Material typischen Eigenschaften auf, für die Leder bereits seit Jahrtausenden geschätzt wird. Folgende Punkte sprechen für den Einsatz von Leder:

  • Hohe Resistenz gegenüber Fäulnis
  • Hohe natürliche Resistenz gegenüber Nässe 
  • Keine (Material)Brüche beim Trocknen
  • Wasserabweisend nach dem Hydrophobieren
  • Unempfindlich gegenüber Stößen
  • Formgebende und stützende Eigenschaften

Folgende Lederarten werden umgangssprachlich genannt

Vollnarbenleder

Vollnarbenleder gilt als äußerst robust und strapazierfähig, weshalb viele Marken bei der Produktion von Wanderschuhen der Kategorien C und D auf diese Lederart setzen. Vollnarbenleder kann entweder zu Glattleder oder zu anderen strukturierten Formen weiterverarbeitet werden. Vollnarbenleder gilt darüber hinaus als die atmungsaktivste Form des Leders, da es vergleichsweise wenig nachbehandelt wird. Kund:innen schätzen vor allem dessen natürlichen Look, welcher durch die wenigen Verarbeitungsprozesse erhalten bleibt.

Veloursleder

Der Begriff Veloursleder gilt als Oberbegriff für raue Lederarten, die von der Unter- bzw. Innenseite der Haut gewonnen werden. Velourslederarten werden auch als Samt bezeichnet, wohingegen die umgangssprachliche Bezeichnung Wildleder falsch ist. Die Oberflächenstruktur von Veloursleder gilt als äußerst unempfindlich, wodurch es, in Kombination mit Corduraleder, häufig eingesetzt wird, um den Zehen- oder Fersenbereich von Wanderschuhen zu gestalten. Zum Pflegen von Veloursleder kann Schuhwachs verwendet werden, welches durch anschließendes Aufbürsten wieder seinen ursprünglich rauen Look erhält.

Nahaufnahme eines Wanderschuhs

Nubukleder

Ähnlich wie Vollnarbenleder ist auch Nubukleder eine Lederart der Oberhaut. Auffällig an ihr ist vor allem das samtartige Aussehen, welches das Leder durch einen leichten Sandschliff der Narbenseite – also der Oberseite – erhält. Durch das Aufrauen der Oberfläche steigt allerdings auch die Empfindlichkeit gegenüber Verschmutzungen, die zu einem speckigen Look führen können. Auch wird dessen UV-Beständigkeit durch die Behandlung deutlich reduziert.

Nahaufnahme eines Wanderschuhs

Yakleder

Das bereits erwähnte Yakleder kommt vom Yak, eine in Hochasien verbreitete Rinderart, die auf über 4. 000 Metern lebt. Die rauen Witterungsverhältnisse sorgen für ein extrem robustes und strapazierfähiges Leder, welches sich dennoch sehr geschmeidig anfühlt. Bei gleicher Materialstärke ist Yakleder 20 % robuster als andere Lederarten, weshalb es bei Outdoorschuhen zum Einsatz kommt. Während der Verarbeitung wird beim Yakleder darauf geachtet, das der Look der Narbenseite erhalten bleibt.

Nahaufnahme eines Wanderschuhs

Futterleder

Futterleder ist eine Art von Leder, die bei der Herstellung von Schuhen meist vernachlässigt wird, da dessen Eigenschaften weder für die Stabilität des Schuhs noch für den Einsatzbereich entscheidend sind. Futterleder ist allerdings für den Tragekomfort entscheidend. Als Futterleder von Wanderschuhen kommt Weichrindleder, Nappaleder (ein Oberbegriff für besonders geschmeidige Glattlederarten) oder feines Schweineleder in Frage, welches in einer Stärke von 0,1 bis 0,15 cm verarbeitet wird. Auch kann Futterleder relativ viel Feuchtigkeit aufnehmen. Aus diesem Grund bleibt Futterleder ungefärbt und offenporig. Futterleder wird darüber hinaus nachgesagt, dass es bis zu 200 % des Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen könne.

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