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48 Stunden. Auf der Suche nach der perfekten Line im Freeride Paradies Sölden.

Mit Tiefgang durchs Ötztal. Weitläufiges, abwechslungsreiches Terrain, ein spaßiger Park und eine extrem gechillte Atmosphäre: Sölden ist bei den Freeridern zu Recht beliebt – und der Geheimtipp der Snowboard-Community.

Sölden, das weiß man, eröffnet jedes Jahr im Oktober die alpine Ski-Saison mit dem Weltcup-Auftakt. Wer sich aber für mehr Tiefgang interessiert (zumindest in Sachen Schnee), den lockt im hinteren Ötztal nicht der Stangenwald auf blankem Eis, sondern die vielen Varianten und Flanken, die Couloirs und Cliffs, der sechs Hektar große Snowpark und die entspannte Party mit Burger, Bowls und Craft Beer. Soeldelicious … so sagt man hier.

Inhaltsverzeichnis

Das Skigebiet Sölden

TAG 1, 16 UHR Tee im Kaffeehaus

Der Schnee ist uns sicher in Sölden. Der Ort liegt auf 1.370 Metern, die höchste Gipfelstation auf 3.249 Metern. Aber für die eigene Sicherheit ist jeder Freerider selbst zuständig. Wir sind zwar erfahren im Gelände, haben aber mit Rudi Wyhlidal auch einen Hiesigen an unserer Seite. Den treffen wir im Kaffeehaus Das Beisl – bei einem Tee. Er lächelt und empfiehlt die heiße Schokolade. Der Snowboarder an sich schwimmt gern gegen den Strom. Und der Söldener sowieso.

19 UHR Entspannt euch!

Nachdem wir nebenan in der Grizzly Bar gemütlich angestoßen und die Schneelage besprochen haben, geht’s weiter in die Live Music Bar, wo ein überraschend gechilltes Publikum einem überraschend guten Folk-Rocker applaudiert. Das ist weniger das Partybild, das man von Sölden im Kopf hat. „Vergesst die Klischees und entspannt euch“, rät uns Rudi und hebt das Bier zum Gruß. Das tun wir gern.

TAG 2, 8.30 UHR Spuren ziehen

Rudi ist einer der erfolgreichsten Sport und Outdoor-Fotografen des Landes, war aber früher als Park-Designer hier in Sölden verantwortlich für den Funpark am Hainbachkarlift. Der ist für morgen eingeplant. Heute gilt es, den Neuschnee auszunutzen. Während am Gaislachkogl so ziemlich alles hochalpines, anspruchsvolles Gelände ist, eignet sich die Giggijochseite perfekt zum Aufwärmen, speziell die easy Runs unterhalb des Langegg-Lifts. Wir aber queren in die Hänge rechts vom Rosskirpl-Lift. „Solange die Sonne noch nicht voll reinknallt, wird das heute sehr fein“, verspricht Rudi. Und er hat recht. In dem kupierten weitläufigen Gelände des Hochsölder Mader kann man von vorn bis hinten, von oben bis unten nach Hochsölden Spuren ziehen. Dennoch: Safe ist grundsätzlich nichts auf einer Off-Piste. Und wir schätzen es sehr, einen Einheimischen dabeizuhaben, der weiß, wo es gern eingeblasen ist oder wo unerwartet Felsen lauern.

12 UHR Seitenwechsel

Nach Schlutzkrapfen und Sennerrösti im Sonnblick geht’s mit dem Silberbrünnl-Lift rauf auf 2.666 Meter. Rechter Hand blitzt der Gletscher. Wir aber schauen stramm nach vorn auf die Gegenhänge. Die Nordseite vom Gaislachkogl liegt im Schatten und lockt mit zig Varianten. Erst einmal geht’s aber die Flanke Richtung Rettenbachtal runter zur Einkehr in der Stabelealm. 

14 UHR North-Face-Rinnen

Time for North Faces! Von der Gaislachkogl-Bergstation geht’s ein Stück auf der Piste runter, bevor wir links Varianten unter der Stabelebahn aussuchen. Es gibt einfachere Runs, aber auch felsige Abschnitte. Rudi wählt eine smoothe Line zum Auftakt. Beim zweiten Mal führt er uns in eine seiner Lieblingsrinnen. Wahnsinn – aber unten im Rettenbachtal brennen die Oberschenkel brutal.

18 UHR Burger, Beer und Kulturerbe

Der Hunger ist gewaltig. Die Burger im JaTi sind es Gott sei Dank auch. Vom Fleisch bis zum Brot stammen die Zutaten aus der Region – und die meisten Gäste anscheinend auch. „Je weniger du verstehst, desto mehr Einheimische sind da“, meint Rudi. Und das liegt nicht am Craft- Beer-Konsum. Im Ötztal ist nicht nur die Berg-, sondern auch die Sprachlandschaft besonders. Und die muss gelebt und gepflegt werden. Immerhin ist die Ötztaler Mundart UNESCO-Kulturerbe.

TAG 3 Shred Session

Heute ist Zeit für den Funpark. Morgens ist der „noch besonders gut beieinand, und es ist nix los“, sagt Rudi. Am Lift rauscht man durch, keine Leute stehen an, und wir können in Ruhe an den Tricks feilen. Einfahren über die Boxen, wieder ein Gefühl entwickeln, Erstkontakt mit den Butter Boxes, Tubes und Rails und dann auf die von einer zwölfköpfigen (!) Crew perfekt geshapten Lines. 7-Meter-Kicker: ja. 14-Meter-Kicker: ein anderes Mal dann… 

11 UHR Hollywoodreife Kulisse

Der beeindruckendste Eiswürfel der Alpen steht oben am Gipfel des Gaislachkogls in Form des komplett gläsernen ice Q. Man wundert sich wirklich kein bisschen, dass die „James Bond“-Macher das Restaurant in der Dreitausender-Kulisse als hollywoodreif empfanden. Vor fünf Jahren haben sie hier über Monate am 007-Streifen „Spectre“ gedreht. Die Crew blieb Sölden verbunden, und irgendwann entstand die Idee, ein Bond-Refugium in den Berg zu bauen, in dem die Agentenwelt richtig groß inszeniert wird. Bei uns blitzen die Augen, aber Rudi winkt ab – been there, done that. Er entschwindet zum Apfelstrudel ins ice Q, wir tauchen ab in den Berg, ins 007 Elements. 

11 UHR Herzensangelegenheit

Nach dem Bond-Flash sitzen wir auf der ice-Q-Terrasse und lassen uns von Rudi die Sache mit dem Herzen erklären. Direkt unter uns liegt der herzförmige Gaislachsee, und um ihn herum führt einer der Söldener Freeride-Klassiker. Der ist allerdings auch heikel. Das Gelände ist steil, und man sollte die richtige Abfahrt erwischen. Dafür ist jetzt Jessie dabei. Als Künstlerin zeichnet sie Bilder auf die Leinwand und als Freeride-Guide Spuren in den Schnee. Der Südhang am Einstieg ist von der Sonne schon gut gebacken. Aber kaum sind wir um den See herum, wird der Schnee fluffig und unsere Abfahrt zum Finale noch einmal ein blitzfeines Schmankerl – mit besonders viel Herz!

Tourismus in Sölden

Die Anreise:

Pkw: Mit dem Auto über die Inntal-Autobahn, Abfahrt Ötztal. Öffentlich: Für Bahnreisende ist Ötztal-Bahnhof am Taleingang sehr gut erschlossen. Von hier geht es mit dem Linienbus weiter nach Sölden.

Hotels und Appartments:

Hotel Bäckelar Wirt. Das junge, frische Hotel liegt direkt an der Gaislachkoglbahn. Im Ableger Bäckelar’s Apart kann man Ferienwohnungen mieten. www.baeckelarwirt-soelden.at

Glanzer Homes. In diesen Betten in Hochsölden schläft man direkt an der Piste. www.glanzer.at

Restaurants:

Wer Burger, Bowls und Craft Beer mag, ist im JaTi richtig: modern-rustikale Atmosphäre mit Holz und Steinwänden. www.jati.at

Über 30 Hütten, Almen und Bergrestaurants gibt es im Söldener Skigebiet. Darunter die legendäre Gampe Thaya, die Stabelealm und das Sonnblick. www.sonnblick.riml.com 

Nightlife:

Wer auf Gitarren steht, klatscht in der LIVE Music Bar in der Dorfstraße (www.facebook.com/LIVE.Soelden). Wer Elektro bevorzugt, geht ins Katapult. www.katapult-soelden.com

Guides:

Das Team vom Freeride Center Morandell kennt sich bestens aus mit jeglichen Abseits-Aktionen. Zur Crew gehört auch Künstlerin Jessie Pitt (www.jessiepitt.com). www.freeride-center.at

INTERSPORT Skiverleih in Sölden

Adresse: Dorfstraße 21, 6450 Sölden
Tel.: +43 5254 222 33 02
Mail: info@glanzer.at
Webseite: www.intersportrent.at
Öffnungszeiten Winter:
Montag - Freitag
09:00 - 12:30 und 13:30 - 17:00
Samstag
09:00 - 12:30 und 13:30 - 17:00

INTERSPORT Glanzer – Mario Reinstaller

Meine liebste Skitour führt auf den Hausberg von Sölden, den Nederkogel (3.163 m). Sie ist konditionell und auch fahrtechnisch recht anspruchsvoll. Und natürlich müssen auch die Bedingungen perfekt passen. Aber für mich ist er einer der lässigsten Berge. Vom Parkplatz Lenzenalm steigt man erst durch den Wald, dann über das weniger steile Almgelände um den Nedersee bis zum Grat auf. Das sind etwa 1.400 Höhenmeter. Nach einer Rinne führt die Abfahrt über superfeines, offenes Gelände bis zur Waldgrenze – und das mit Blick auf Sölden. Vom Ort aus kannst du dann noch den ganzen Tag zu deinen Spuren im Hang raufschauen. 

Fakten über Sölden:

  • 3-Mal 3 000 Sölden ist Österreichs einziger Skiort, der drei Dreitausender mit Seilbahnen erschlossen hat: Die „Big-Three“ sind Gaislochkogl (3 058 m), Tiefenbachkogl (3 250 m) und Schweize Schneid (3 340 m).
  • Geschätzte 70 Kilometer an Freeride-Varianten gibt es zwischen Giggijoch, Gaislochkogl und Gletscher.
  • In 9 Räumen inszeniert das 007 ELEMENTS die Bondwelt mit modernsten Technologien.

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