Unterschied zwischen Vibram und Salomon Contagrip

Autor: Ole Kliem | Lesezeit: 5 Minuten

Vibram Schuhe vs. Salomon Contagrip: Worum es bei der richtigen Sohle zum Wandern geht

Obwohl die Sohle eines Wanderschuhs die direkteste Verbindung zwischen Fuß und Untergrund ist, wird ihr hĂ€ufig wenig Beachtung geschenkt. Zu den bekanntesten Marken zĂ€hlen Vibram und Salomon, wo dutzende Mitarbeiter:innen an der perfekten Formel fĂŒr den besten Grip im GelĂ€nde zu ermöglichen. Und das Sommer wie Winter. Grund genug, um der Frage auf den Grund zu gehen, welche Unterschiede zwischen Wanderschuhen mit Vibram Sohlen und solchen mit der Salomon Contagrip Technologie liegen.

Inhaltsverzeichnis

Woher kommen die Sohlen fĂŒr unsere Wanderschuhe?

Auf dem europĂ€ischen Markt haben wir es mit zwei großen Anbietern zu tun, die verschiedene Außensohlen produzieren:

Die beiden Schuhsohlen im Vergleich
  • Salomon - Contagrip Technologie
  • Vibram

Zum einen gibt es die italienische Traditionsfirma Vibram, die seit 1937 Sohlen fĂŒr den alpinen Einsatz entwickelt und fertigt. Das unverkennbare gelbe Logo ist ein Ausdruck von QualitĂ€t geworden und ziert mittlerweile die Sohlen zahlreicher bekannter Marken.

Die französische Marke Salomon hat ihrerseits mit der Contagrip Technologie eine Sohle entwickelt, die sie an ihren Schuhen integrieren.

Welche Sohle ist die richtige zum Wandern?

Eine Pauschalaussage ĂŒber die perfekte Sohle zu treffen, ist unmöglich. Was eine gute Sohle ausmacht, hĂ€ngt von unterschiedlichen Faktoren ab: Exemplarisch zu nennen wĂ€re der Untergrund sowie das Klima, in dem die Sohle verwendet wird. Äußerlichen Faktoren werden bei der Konstruktion von Wanderschuhen berĂŒcksichtigt und bestimmen folgende Aspekte:

Bestandteile einer Sohle
  • Gummimischung
  • Profilform
  • Verteilung der Stollen

In Bezug auf die Entwicklung einer Wanderschuh-Sohle haben wir im europĂ€ischen Raum den Vorteil, dass die klimatischen Bedingungen recht Ă€hnlich sind. NatĂŒrlich kann man jetzt sagen, dass es im SĂŒden Europas wĂ€rmer ist als im Norden. Allerdings werden Wanderschuhe meist in den Bergen benötigt. Und wenn wir uns da den Alpenraum, die Berge Skandinaviens, die PyrenĂ€en oder die GebirgszĂŒge im Osten Europas anschauen, dann sind das Klima, der Untergrund und auch die Fauna und Flora sehr Ă€hnlich.

Ein Umstand, der den Entwickler:innen zu Gute kommt, da sie fĂŒr den europĂ€ischen Markt keinen Sohlen-Spagat veranstalten mĂŒssen.

Anders verhĂ€lt es sich, wenn wir einen Blick ĂŒber den europĂ€ischen Tellerrand hinaus werfen. Hier sind die Unterschiede deutlicher. Eine Sohle fĂŒrs Himalaya muss mit anderen Temperaturen, Luftfeuchtigkeiten und UntergrĂŒnden fertig werden als eine Sohle, die fĂŒr das kalifornische Sierra Nevada Gebirge entwickelt wurde.

Die Gummimischung entscheidet ĂŒber den Grip

Die Zusammensetzung der Gummimischung gibt an, wie hart oder weich eine Sohle wird. Der HÀrtegrad einer Sohle steht auch im direkten VerhÀltnis zum Abrieb. Eine harte Sohle nutzt nicht so schnell ab, wie ein Modell mit einer weicheren Sohle.

Beispielhaft zu nennen wÀren die Arctic Grip Sohle von Vibram, die bei eisigen Bedingungen noch noch immer einen sicheren Halt generiert. Die XS2 Grip Sohle von Vibram, die bei Kletterschuhen zum Einsatz kommt, weist wiederum ein weicheres Gummi auf, wodurch am Fels ein besserer Halt gegeben ist.

WĂ€hrend Vibram eine ganze Reihe unterschiedlicher Profiltypen und Gummimischungen anbietet, verwendet Salomon bei der Contagrip Technologie eine hĂ€rtere Gummimischung an der Außenseite der Sohle, wĂ€hrend in der Mitte des Fußbettes eine weichere Gummimischung zum Einsatz kommt. Die Außensohle hat eine höhere Abriebfestigkeit und schĂŒtzt den Fuß so vor StĂ¶ĂŸen. Die weichere Gummimischung im Fußbett bietet hingegen einen höheren Tragekomfort und erleichtert die Abrollbewegung beim Wandern

LĂ€sst sich ein Wanderschuh neu besohlen?

Ob man eine Sohle fĂŒr Wanderschuhe kleben - also erneuern/austauschen - kann, hĂ€ngt davon ab, welches Verfahren genutzt wurde, um den Schaft mit der Sohle zu verbinden. Wanderschuhe, wie du sie in unseren Shops oder im online Sortiment findest, werden grundsĂ€tzlich in zwei verschiedenen Verfahrensarten gefertigt:

  • gestrobelt
  • zwiegenĂ€ht
Beispiele fĂŒr gestrobelte und zwiegenĂ€hte Sohle

Mit einigen Ausnahmen sind Wanderschuhe mit einer gestrobelten Sohle nicht wiederbesohlbar. Mammut und Scarpa, die grĂ¶ĂŸtenteils auch Sohlen von Vibram verwenden, geben bspw. an, dass sie auch Modelle neu besohlen können.

Wanderschuhe deren Sohlen mit der ZwiegenÀhten-Machart besohlt wurden, können neu besohlt werden. Die alte Sohle wird bei diesen Wanderschuhen abgeschliffen und durch eine neue ersetzt.

So kommen die Sohlen an Schuhe

Die gestrobelte Machart

Gestrobelte Wanderschuhe haben ihren Namen von der NĂ€hmaschine der Firma Strobel, auf die das Verfahren zurĂŒckzufĂŒhren ist. Dabei wird die Brandsohle - eine Zwischensohle, die dem Wanderschuh StabilitĂ€t und das richtige Abrollverhalten gibt - direkt mit dem Schaft vernĂ€ht, bevor die Sohle an den Schaft angespritzt bzw. angeklebt wird.

Im Vergleich zu anderen Macharten hat ein gestrobelter Wanderschuh einen höheren Tragekomfort, da dieser weniger verwindungssteif ist. Die gestrobelte Machart findet daher bei leichten Wanderschuhen Verwendung, die nicht darauf angewiesen sind, ultimativen Grip auf den kleinsten VorsprĂŒngen zu generieren.

Allerdings mĂŒssen wir dazu sagen, dass gestrobelte Wanderschuhe hĂ€ufig nicht wiederbesohlbar sind. Eine abgelaufene Profilsohle kann also nicht ersetzt werden. Eine Ausnahme hierzu sind Mammut und Scarpa. Sie angebenan, dass sie bei ihren gestrobelten Modellen die Profilsohle – ob diese von Vibram ist oder nicht, ist egal – runterschleifen und neu besohlen können.

Die zwiegenÀhte Machart

Bei der zwiegenĂ€hten Machart wird der Schaft von außen ĂŒber die Brandsohle gezogen und mit einer parallel-verlaufenden (zwie = zwei) Naht vernĂ€ht. Das Verfahren hat den Vorteil, dass es den Wanderschuh sehr verwindungssteif macht, weshalb diese Machart bei vielen Wanderschuhen fĂŒr die alpine Nutzung Anwendung findet.

Wanderschuhe mit einer zwiegenĂ€hten Machart sind darĂŒber hinaus wiederbesohlbar. Die Marken selbst oder Schuster:innen können die Profilsohle abschleifen, ohne die Naht zu beschĂ€digen und eine neue Profilsohle anbringen.

Wie lange halten Sohlen?

Die Beschaffenheit einer Sohle verĂ€ndert sich ĂŒber die Jahre. Das liegt vor allem am Material - der Gummimischung - selbst. Das Kautschuk gibt ĂŒber einen langen Zeitraum FlĂŒssigkeit und Mineralstoffe ab, was dazu fĂŒhrt, dass die Sohle porös und somit hĂ€rter und steifer wird. Die durchschnittliche Nutzungsdauer fĂŒr eine Sohle betrĂ€gt 8 Jahre. Je nachdem, wie intensiv die Wanderschuhe genutzt wurden, kann der Zenit der Sohle aber auch schon frĂŒher erreicht werden. Hier stellt sich die Frage, ob nicht zuerst die Profilsohle abgelaufen ist, bevor das Material porös wird.

Bestandteile eines Schuhs

Wann sind Einlegesohlen fĂŒr Wanderschuhe sinnvoll?

Einlegesohlen fĂŒr Wanderschuhe sind immer eine ErgĂ€nzung, um den Komfort zu erhöhen. Ist also bereits eine gute Passform gegeben, können Schuheinlagen dabei helfen, die Fußmuskulatur zu stĂ€rken. So lassen sich Bergschuhe mit einer harten und verwindungssteifen Sohle in Kombination mit einer gedĂ€mpften Einlegesohle noch ein wenig individualisieren.

Auf der anderen Seite können Schuheinlagen auch dabei helfen, um Fußfehlstellungen vorzubeugen oder zu behandeln. Dabei handelt es sich allerdings um orthopĂ€dische Einlegesohlen, die bspw. bei Spreiz- oder SenkfĂŒĂŸen verwendet werden. Mit Hilfe solcher Einlegesohlen kann der Druck auf Gelenke, Sehnen und Muskeln reduziert werden. Bereits im Shop können unsere Mitarbeiter:innen mithilfe unserer Laufanalyse sagen, ob gewisse Fehlstellungen vorliegen. In RĂŒcksprache mit einem OrthopĂ€den kannst du dann den perfekten Wanderschuh inklusive notwendiger Einlagen auswĂ€hlen.

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