Outdoor
Sicherheit beim Wandern: Von der Vorbereitung bis zum Verhalten im Notfall

Wer eine Wanderung nur als längeren Spaziergang sieht, ist bereits auf dem Holzweg. Zwar passieren gemessen an der Zahl der Wandernden relativ wenige Unfälle, doch in absoluten Zahlen ist Wandern die häufigste Ursache alpiner Notfälle.
Oft werden Unfälle beim Wandern ausgelöst durch Selbstüberschätzung, unterschätztes Gelände oder fehlende Planung. Damit dir das nicht passiert, haben wir hier die wichtigsten Sicherheitsregeln, die du beim Wandern beachten solltest, für dich zusammengefasst.
Gewissenhafte Tourenplanung
Eine gute Vorbereitung ist das A und O. Dazu gehört, die aktuelle Wettervorhersage zu prüfen (beachte auch jene in den Höhenlagen, in denen du dich aufhalten wirst), das geplante Gelände realistisch einzuschätzen und die Route entsprechend der eigenen Kondition zu wählen. Dabei solltest du dir auch die Relation zwischen Höhenmeter und Kilometer der Wanderung ansehen. Längere Wanderungen mit weniger Höhenmeter sind in den meisten Fällen leichter zu bewältigen, als kurze Wanderungen mit mehr Höhenmeter. Für Untrainierte ist eine Halbtagestour zwischen 200 und 500 Höhenmeter Aufstieg und 5 bis 8 Kilometer Länge realistisch. Bringe ebenfalls in Erfahrung, ob für die Tour Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich sind und evaluiere, ob du dich diesen Voraussetzungen gewachsen fühlst.

Vollständige Ausrüstung
Auch ein gründlicher Ausrüstungs-Check sollte selbstverständlich sein – vom richtigen Schuhwerk über ausreichende Verpflegung bis hin zu wetterangepasster Kleidung. Außerdem gehört eine Notfallausrüstung unbedingt ins Gepäck: Handy (mit vollem Akku und zusätzlicher Powerbank), Erste-Hilfe-Set, Biwaksack und idealerweise eine Stirnlampe. Diese Dinge können im Ernstfall entscheidend sein. Eine vollständige Liste aller Gegenstände, die du für eine Eintages-Tour benötigst, findest du hier: Wander-Packliste: Was muss für eine Eintages-Bergtour in den Rucksack und warum?
Realistische Selbsteinschätzung
Die häufigste Unfallursache ist nicht das Gelände, sondern die eigene Selbstüberschätzung. Deshalb gilt: Touren langsam steigern, den eigenen Körper beobachten und die Belastbarkeit realistisch einschätzen. Wer seine Fähigkeiten kennt, kann Wanderungen genießen, ohne sich zu gefährden. Ebenfalls zu beachten, falls du die Wandertour nicht alleine startest: Fitness und Erfahrung deiner Begleitung. Die geplante Tour sollte sich immer am schwächsten Glied der Gruppe orientieren.
Orientierung
Sich zurechtzufinden ist mehr, als nur den Schildern zu folgen. Digitale Helfer wie Apps und GPS-Geräte sind praktisch, ersetzen aber niemals eine verlässliche Karte, falls die Technik mal aufgrund von Akkulaufzeit oder fehlendem Signal streiken sollte. Als Back-Up sollte immer eine analoge Karte Teil der Ausrüstung sein – am besten im Maßstab 1:25.000. Die Navigation damit sollte dir vertraut sein. Besondere Vorsicht gilt bei Wetterumschwüngen oder Nebel, die für schlechte Sicht sorgen: Falls möglich zum Ausgangspunkt zurückkehren oder einen Unterstand suchen.
Vor dem Weggehen
Egal ob kurze oder lange Tour: Informiere eine vertraute Person darüber, wo du unterwegs bist und wann du zurück sein willst. Sollte etwas passieren, kann die Bergrettung schneller reagieren. Noch besser – besonders als Wanderneuling – ist es, nicht solo, sondern in Begleitung unterwegs zu sein. Dann hast du immer jemanden zur Seite, der dir bei der Navigation hilft oder im Notfall Erste Hilfe leistet.

Wenn etwas passiert
Im Notfall zählt jede Minute. Speichere die wichtigsten Notrufnummern direkt ins Handy: Die österreichische Bergrettung erreichst du unter 140, europaweit gilt die 112. Der Euro-Notruf funktioniert üblicherweise auch ohne Netz und SIM-Karte. Auch empfehlenswert im Falle eines Unfalls: das vorsorgliche Abschließen einer Freizeitversicherung. Such-, Rettungs- und Bergekosten nach Freizeitunfällen werden von den österreichischen Krankenkassen, im Gegensatz zu Spitalaufenthalten danach, nicht übernommen. So bist du optimal abgesichert, wenn du Hilfe brauchst.
Wie so oft im Leben gilt auch beim Wandern: Vorsicht ist besser als Nachsicht! Also denke daran, deine nächste Wandertour nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und gut vorbereitet in dein Mikro-Abenteuer zu starten.


