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Wonach suchst du?
Autor: Ole Kliem | Lesezeit: 10 Minuten
Auch du wirst den Moment kennen, wenn das Wasser nicht mehr von den neuen Wanderschuhen oder der Kleidung abperlt. Mit der richtigen Pflege sorgst du allerdings in kürzester Zeit dafür, dass dieser Effekt immer wieder eintritt.
Die Entscheidung, ob du bei deinen Wanderschuhen zum Imprägnierspray oder zum Schuhwachs greifst, ist schnell beantwortet: Sollte dein Wanderschuh – wenn auch nur zum Teil – aus Leder sein, nimmst du Schuhwachs. Denn Schuhwachs versorgt das Leder mit wichtigen Nährstoffen, schützt es so vor dem Austrocknen und stellt die wasserabweisende Wirkung wieder her. Die Aufnahme der Nährstoffe begünstigst zusätzlich die Langlebigkeit deiner Wanderschuhe.
Imprägnierspray stellt zwar auch den wasserabweisenden Effekt wieder her, versorgt das Leder aber nicht mit benötigten Nährstoffen. Dadurch hast du zwar kurzweilig den gleichen Effekt, läufst aber Gefahr, dass das Leder und damit der Wanderschuh deutlich früher als nötig ersetzt werden muss.
Die Bezeichnung zäh wie Leder gibt es nicht ohne Grund. Leder wird bereits seit Jahrhunderten verwendet und zeichnet sich nach dem Gerben vor allem durch seine Resistenz gegenüber Nässe, Fäulnis und beim Trocknen gegen (Material)Brüche aus. In einem weiteren Veredelungsprozess wird das Leder dann noch hydrophobiert – also wasserabweisend – gemacht. Da unbearbeitetes Leder für die Verarbeitung von Textilien noch zu dick ist, wird es in einem weiteren Verarbeitungsschritt der Länge nach aufgeschnitten. Die passende Lederstärke für Alpinschuhe liegt bei 2,6 bis 2,8 mm.
Was dieses Material gerade für Wanderschuhe so interessant macht, ist die Tatsache, dass es sich der Fußform von Wanderer:innen anpasst. Allerdings dauert es ein paar Tage, bis sich das Leder entsprechend verformt hat. In der Einlaufzeit solltest du besser ein Paar Wandersocken mit einer dickeren Polsterung tragen oder ein Blasenpflaster im Rucksack haben. Wenn du deine Wanderschuhe also nicht jedes Jahr ersetzen und dir die Einlaufzeit sparen willst, kommst du um Schuhwachs nicht herum.
Die Notwendigkeit von Schuhwachs ist schnell erklärt: Der Großteil der Wanderschuhe besteht halt aus Leder. Wir unterscheiden dabei zwei Typen:
Feine Poren im Leder speichern Feuchtigkeit, wodurch der Wanderschuh flexibel bleibt und sich mit der Zeit der Fußform anpasst.
Die Feuchtigkeit wird über die Zeit und nach mehreren Touren abgegeben. Gerade an Stellen, welche durch etwaige Abrollbewegungen und andere Bewegungsabläufe ständig bewegt/geknickt werden, kommt es zu den typischen Knickfalten und den damit einhergehenden farblichen Veränderungen im Leder. Die ständige Bewegung sorgt dafür, dass das Leder seine stützenden Eigenschaften verliert, da das Material an den besagten Stellen zu weich wird.
Obwohl das Leder im Inneren mit Feuchtigkeit – also mit Schweiß – und von außen durch Luftfeuchtigkeit und Regen versorgt wird, reicht das nicht aus, um den Nährstoffmangel auszugleichen. Zum einen, weil nicht alle Nährstoffe enthalten sind und zum anderen, weil sie nicht tief genug ins Leder eindringen.
Auch eine Behandlung mit Öl oder Fett ist kontraproduktiv, da es zu tief ins Leder eindringen würde. Dabei würde das Material seine stützenden Eigenschaften verlieren, denn die weichen Stellen würden noch weicher werden.
Schuhwachs hingegen stellt genau die richtige Menge an Flüssigkeit und Nährstoffen zur Verfügung. Nachdem das Leder diese absorbiert hat, ist die ursprüngliche Stützfähigkeit sowie dessen Elastizität und Widerstandsfähigkeit wieder gegeben.
Schuhwachs kommt da zum Einsatz, wo Leder verarbeitet wurde. Gerade die Zehen- und Fersenbereiche sowie das Material rund um die Schnürung sind häufig aus Leder. Doch auch beim Leder gibt es verschiedene Arten:
Trotz der unterschiedlichen Lederarten gibt es beim Schuhwachs keine Unterschiede, da das Wachs selbst meist farbneutral ist. Was du beachten solltest ist, dass zu einer Färbung des Leders (es wird dunkler) kommen wird, sobald die Nährstoffe aufgenommen wurden. Auf die Funktion hat diese Verfärbung keinerlei Einfluss.
Beim Auftragen gilt, dass weniger mehr ist. Eine hauchdünne Schicht reicht aus, um das trockene Leder wieder mit Nährstoffen zu versorgen. Zu viel Schuhwachs führt hingegen dazu, dass die Poren der Wanderschuhe verstopfen. Die richtige Menge ist dann aufgetragen, wenn der Wanderschuh seidig schimmert und nicht speckig glänzt. Solltest du am Ende das Gefühl haben, du hättest zu viel Wachs aufgetragen, kannst du es mit einer feinen Bürste wieder wegpolieren.
Tipp: Bei einem Wanderschuh ohne zusätzliche Membran kannst du das Wachs kurz erwärmen (in der Handfläche oder an einem warmen Ort lagern). Das Wachs kann so noch tiefer in die Poren des Leders eindringen.
*vorab möchten wir darauf hinweisen, dass der Einsatz von Schuhwachs in Verbindung mit den in der Überschrift genannten Lederarten zu optischen Materialveränderungen führen kann.
Wie lange es dauert, bis das Leder das Wachs vollständig aufgenommen hat, ist neben den Inhaltsstoffen von der aufgetragenen Menge und der Raumtemperatur abhängig. Grundsätzlich solltest du dir beim Weiterbehandeln des Materials rund einen Tag – also 24 Stunden – Zeit lassen.
Eine genauere Angabe findest du meist auf den Herstellerhinweisen des Produkts.
Schuhe mit einer zusätzlichen Membran wie Gore-Tex verbessern die Atmungsaktivität im Fußbett und tragen zur Wasserresistenz bei. Trotz der zusätzlich verwebten Membran, verlangt das Außenmaterial, welches häufig auch aus Leder ist nach Pflege. Allerdings gibt es ein paar Dinge zu berücksichtigen.
Auch wenn Wanderschuhe komplett aus Kunststoff eher eine Ausnahme sind, gibt es sie dennoch. Um die atmungsaktiven und wasserabweisenden Eigenschaften wieder zu garantieren, genügt es, die Oberflächen nach dem Säubern und Trocknen mit Imprägnierspray einzusprühen.