Bergpanorama und Wanderstöcke

Autor: Ole Kliem | Lesezeit: 7 Minuten

Alles über Falt- und Teleskop Wanderstöcke

Geschnitzte Wanderstöcke voller Stocknägel haben Charme – sind aber selten geworden. Heutzutage schmücken sie eher Wände uriger Almen. Sicheren Halt im Gelände garantieren mittlerweile andere Modelle. Moderne Trekking- und Wanderstöcke versprühen zwar nicht mehr den Charme von früher, sind dafür aber um einiges handlicher geworden. Auch ihren schlechten Ruf, hauptsächlich als Gehilfen für das ältere Publikum zu dienen, sind sie enteilt. Trekking- und Wanderstöcke sind omnipräsent und werden von jung und alt gleichermaßen verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Sind Wander-, Trekking- und Nordic-Walking Stöcke das gleiche?

Nein! Während die Begriffe Wanderstock und Trekkingstock synonym füreinander verwendet werden, grenzen sie sich deutlich zu Nordic-Walking Stöcken ab. Folgende Eigenschaften sind anders im Vergleich zu Nordic-Walking Stöcken:

  • Moderne Wander- und Trekkingstöcke sind robuster und schwerer, um unempfindlicher gegenüber Stößen im Gelände zu sein.

  • Sie weisen eine längere Grifffläche auf, um besseren Halt im steilen und schwierigen Gelände zu liefern.

  • Sie haben eine größere Schlaufe, was ein schnelles Umgreifen ermöglicht.

Wir raten dir davon ab, Nordic-Walking Stöcke als Trekkingstöcke zu verwenden, da sie ein falsches Gefühl von Sicherheit vermitteln können.

Großaufnahme zweier Trekkingstockspitzen

Mythos Wanderstock: Nostalgie oder wirklicher Nutzen?

Wanderstöcke waren früher Werkzeuge, die den ökonomischen Nutzen hatten, Tiere auf Almen zu treiben oder Waren über Berge zu befördern. Erst seitdem der Bergsport einen sportlichen und erholenden Zulauf erlebte, wurden sie eingesetzt, um naturverbundenen Menschen unter die Arme zu greifen. Ihre zwei Hauptaufgaben von damals erfüllen sie heutzutage noch immer: Sicherheit und Entlastung.

  • Im alpinen Gelände oder an Stellen, wo Trittsicherheit gefragt ist, helfen dir Wanderstöcke, die Balance zu finden.

  • Beim Bergabgehen kannst du einen Teil der Kraft abfedern. Dadurch wird die Krafteinwirkung auf die Knie, Muskeln und Gelenke minimiert.

  • Wanderstöcke liefern die nötige Sicherheit im alpinen Gelände, um Schneefelder sicher zu überqueren. Die Stockspitze kann außerdem dabei helfen, mögliche Gefahren vorab unter der Schneedecke zu sondieren.

  • Ein Wanderstock in der richtigen Länge hilft dir dabei, eineungesunde Körperhaltung zu korrigieren. Der 90 Grad Winkel in der Armbeuge zwingt dich dazu, aufrecht zu gehen. Die Hüfte und die Brust gehen nach vorne, während die Schultern zurückwandern. So wird ein Teil der Rucksack-Last von deinen Schultern genommen und auf die Trekkingstöcker übertragen.

Für wen sind Wanderstöcke sinnvoll?

Geeignet sind Trekkingstöcke:

  • Für übergewichtige Personen
  • Für Personen im hohen Alter
  • Beim Tragen von schwerem Gepäck
  • Bei Erkrankungen der Gelenke

An dieser Auswahl ist erstmal nichts auszusetzen. Wir wollen dennoch hinzufügen, dass ein Wanderstock grundsätzlich für alle Wanderer:innen empfehlenswert ist. Wer jung und fit ist, profitiert genauso über Entlastung, wenn nach einer mehrtägigen Wanderung die Knie schmerzen. Gleiches gilt für ungeübte Berggeher:innen, die zwar über die nötige Kondition verfügen aber nicht täglich in den Genuss kommen, alpines Gelände zu erleben. Die Muskulatur wird es dir danken.

Was könnte gegen Wanderstöcke sprechen?

Trotz der vielen Vorteile, gibt es Aspekte, die gegen einen Wanderstock sprechen. Diese wollen wir dir nicht verheimlichen:

  • Auf der einen Seite erhöhen Trekkingstöckedie Trittsicherheit beim Traversieren oder im anspruchsvollen Gelände. Auf der anderen Seite wird dadurch aber auch verhindert, dass sich deine Trittsicherheit und das Balancegefühl weiterentwickelt. Dein Körper gewöhnt sich an die Hilfe und sieht keine Notwendigkeit mehr darin, selbst die nötige Tiefenmuskulatur aufzubauen, da ihm die ganze Arbeit vom Wanderstock abgenommen wird.

  • Außerdem kann der Einsatz eines Trekkingstockes zu einer Erhöhung der Herzfrequenz führen, da der Oberkörper mehr arbeitet als zuvor.

Welcher Wanderstock ist der richtige: Faltstock oder Teleskop Wanderstock?

Unterschiedliche Wanderstöcke haben ihre Vor- aber auch Nachteile. Wir zeigen dir welche:

Teleskop Wanderstock (mit Schraubverschluss): 

Trekkingstöcke dieser Art lassen sich ineinander schieben und mittels Schraubverschluss fixieren. Die einfache Technik macht sie besonders leicht. Bei günstigen Modellen besteht die Gefahr, dass sie wieder zusammenrutschen. Das kann zu einem Risikofaktor werden, wenn Trittsicherheit gefordert ist.

Teleskop-Wanderstock (mit Klemmverschluss): 

Ähnlich wie zuvor rutschen die einzelnen Elemente des Trekkingstockes ineinander. Im Gegensatz zum Schraubverschluss wird hier jedoch eine Klemme verbaut. Das System ist ein bisschen schwerer, dafür aber besser geeignet, um sie bspw. mit Handschuhen zu justieren.

Faltstöcke: 

Wenn für dich das Gewicht beim Trekkingstock entscheidend ist, solltest du auf einen Faltstock zurückgreifen. Die einzelnen Teile sind mit einem Kabel verbunden, werden zusammengesteckt und mittels Druckknopf fixiert.

Der richtige Umgang ist entscheidend

  • Neben der richtigen Länge ist es enorm wichtig, dass die Arme und Hände nah am Körper vorbeigeführt werden.

  • Für das Tragen von Lasten und der gewollten Entlastung auf die Gelenke ist es irrelevant, ob du einen oder zwei Trekkingstöcke verwendest.

  • In großen Höhen oder bei sehr kalten Umgebungstemperaturen solltest du deine Trekkingstöcke kürzer als gewöhnlich einstellen. 

Wie lang muss ein Trekkingstock sein?

Wanderstöcke sollten, bis auf eine Ausnahme so eingestellt sein, dass der Winkel zwischen Ober- und Unterarm 90 Grad beträgt. Der Winkel von 90 Grad zwingt dich dazu aufrecht zu gehen. Dadurch wird ein Teil des Gewichts von Schultern und Rücken auf die Arme verteilt. Auch verbesserst du damit deine Körperhaltung beim Wandern. 

Eine Ausnahme der “90 Grad Regel” findet in großen Höhen oder sehr kalten Umgebungstemperaturen Anwendung. Stelle deine Trekkingstöcke so ein, dass der Winkel über 90 Grad liegt – die Trekkingstöcke sind somit kürzer. Indem deine Hände nun tiefer liegen als deine Ellenbogen erhöhst du die Blutzirkulation in den Fingern, wodurch sie nicht so schnell kalt werden.

Wie lang sollte ein Trekkingstock sein? Ein Beispiel

Tipp: Achte bei allen Modellen darauf, dass die Schraub- oder Steckverbindungen hochwertig verarbeitet sind. Nichts ist nerviger, als alle paar Minuten den Wanderstock zu justieren. Wenn sich beim Wandern der Stock Stück für Stück reduziert, können weder deine Gelenke entlastet noch Sicherheit garantiert werden.

Der Griff am Wanderstock

Trekking- und Wanderstöcke sollten eine Grifffläche vorweisen, die größer als die eigene Handfläche ist. Beim Traversieren im steilen Gelände kannst du die Stöcke so in unterschiedlichen Höhen greifen, ohne dass du die Länge verstellen musst. Hangseits greifst du den Wanderstock kürzer, während du hangabwärtsnormal oder den Knauf greifen kannst. So bleiben deine Arme und Hände noch verhältnismäßig dicht am Körper und auf einer Höhe. Andernfalls würde der Arm auf der Hangseite ständig oben herumfuchteln – Sicherheit sieht anders aus.

Ein moderner Wanderstock-Griff ist zusätzlich ergonomisch geformt

Beim Material solltest du darauf achten, keine Plastikgriffe zu nehmen. Sie können keinen Schweiß aufnehmen und sorgen für Blasen. Besser sind Griffe aus Kork, Gummi oder aus Schaumstoff, da sie folgende Vorteile bieten:

Griff eines McKinley Wanderstocks
  • Nehmen Schweiß auf
  • Federn kleinere Stöße ab
  • Geringer Reibungswiderstand

Carbon oder doch Alu?

Früher waren Wanderstöcke aus Holz – logisch und clever zugleich. Holz ist extrem stabil und biegsam. Heutzutage sind die Wanderstöcke aus Aluminium. Aluminium hat den Vorteil, dass es extrem witterungsbeständig ist und eine hohe Stabilität aufweist. Durch seine Flexibilität haben Alu-Trekkingstöcke allerdings den Nachteil, dass sie hin und wieder anfangen zu vibrieren. Entsprechende Federelemente wie Gummipuffer an der Stockspitze können die Vibrationen minimieren.

Eine andere Alternative ist Carbon. Ein Material, welches wesentlich steifer und leichter ist. Das eben erwähnte Vibrieren des Wanderstockes wird damit eliminiert. Hingegen musst du bei Carbon aufpassen, da kleinste Risse im Material bereits zum Bruch führen können.

Ein Trekkingstock aus Carbon von McKinley

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