Checkliste für einen sicheren Touren-Winter

Zwei Personen auf einer Skitour in den verschneiten, sonnigen Bergen.

Der Winter ist da und mit ihm die perfekte Zeit für unvergessliche Skitouren. Doch bevor es ins freie Gelände geht, zählt vor allem eines: Sicherheit. Mit dieser Checkliste startest du bestens vorbereitet in die Skitourensaison.

Eine gut durchdachte Planung, fundiertes Wissen über Lawinenlage, Wetter und Ausrüstung sowie ein respektvoller Umgang mit Natur und Umwelt sind die Basis für erfolgreiche Tourentage. Diese Checkliste für einen sicheren Touren-Winter zeigt dir Schritt für Schritt, worauf es wirklich ankommt: von der Wahl verlässlicher Tourenquellen über die richtige Interpretation von Wetter- und Lawinenlageberichten bis hin zu einem verantwortungsbewussten Verhalten im Gelände.

Achte auf verlässliche Quellen bei der Tourenauswahl!

Skitouren werden oft in „leicht“, „mittel“ und „schwierig“ eingeteilt. Anders als bei Skipisten steht allerdings keine einheitliche Definition hinter dieser Klassifizierung, sondern sie spiegelt nur den Eindruck des jeweiligen Tippgebers der Tour wider. Was für den einen „leicht“ sein kann, kann jemand anderen überfordern. Wie findet man also eine für sich passende Tour? Bei gedruckten Werken ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Angaben von jemandem stammen, der sich auskennt, und zudem nochmals geprüft sind. Was ist mit Online-Tourenportalen? Steht ein offizieller Verband oder Verein dahinter (alpiner Verein, Tourismusverband), ist die Qualität oft in Ordnung, blind vertrauen soll man darauf nicht. Eine Möglichkeit wäre, zwei unterschiedliche Quellen für dieselbe Tour heranzuziehen und Beschreibungen zu vergleichen. Große Vorsicht ist bei Forums- und Blogeinträgen geboten, wo einfach jeder ungeprüft Tourentipps einstellen kann.

Plane deine Skitour sorgfältig!

Jede Skitour im freien Skiraum gehört geplant. Das geschieht am Vorabend der Tour – abends werden auch die Lawinenlageberichte auf den neuesten Stand gebracht. Tourenauswahl, Wettercheck und ein Check des Lawinenlageberichts müssen aufeinander abgestimmt werden. Zur Planung gehört auch, den Tourenverlauf, der sich aus der textlichen Beschreibung ergibt, in die Karte umzulegen und sich vorab anzusehen, um so potenzielle Gefahrenstellen vorab zu identifizieren. Apps sind grundsätzlich hilfreich, ersetzen aber eine gedruckte Karte, auf welcher Distanzverhältnisse und Proportionen besser abzuschätzen sind, nicht. Einen GPS-Track herunterzuladen hilft auch, er soll aber lediglich zur Kontrolle auf Tour, nicht zum Navigieren verwendet werden.

Prüfe die Wetterbedingungen genau!

Bergrettungseinsätze werden oft nicht durch Lawinenunglücke, sondern durch Orientierungsprobleme ausgelöst. Durch einen Schlechtwettereinbruch, wenn keine Konturen in einer weißen Winterlandschaft mehr erkennbar sind, kann es selbst für Profis schwierig werden, nicht vom Weg abzukommen, etwa in steileres Gelände zu geraten. Für den Wettercheck unbedingt auf eine Quelle zurückgreifen, die auch eine detaillierte Beschreibung der Wetterlage und Entwicklung anbietet – etwa: GeoSphere Austria. Ein kurzer Blick auf ein Wettersymbol reicht jedenfalls nicht aus. Auch wenn wir in schnelllebigen Zeiten leben – geht es um Sicherheit, muss man sich die wenigen Minuten Zeit für eine gewissenhafte Prüfung einfach nehmen.

Checke den Lawinenlagebericht!

Was fürs Wetter gilt, gilt sinngemäß auch so für den Lawinenlagebericht: Für nicht wenige erschöpft sich die Kontrolle der Lawinensituation mit einem Blick auf die herrschende Warnstufe in der Zielregion. Viel wertvolle Information lässt sich jedoch aus der textlichen Beschreibung von Schneesituation und Gefahrenlage herauslesen, und das nicht nur von Profis, sondern bis zu einem gewissen Grad auch schon von Einsteigern. Wer in Österreich im Grenzgebiet von zwei Bundesländern unterwegs ist, sollte sich am besten die Lageberichte von beiden Landeswarndiensten anschauen.

Unter 30 Grad Steilheit ist die Wahrscheinlichkeit von Schneebrettlawinen zwar gering – doch selbst, wer im flacheren Gelände zu bleiben beabsichtigt, soll sich mit der Lawinensituation vertraut machen. Schließlich kann man in steileres Gelände geraten, auch steilere Hänge rundum sind zu beachten. Auf einem Forstweg kann schon eine steilere Böschung zur Gefahrenstelle werden.

Lerne den richtigen Umgang mit deiner Ausrüstung!

Viele auf Skitouren sind hervorragend ausgerüstet, oft mangelt es aber an der Kenntnis über den Umgang. Die Notfalls-Ausrüstung LVS-Gerät, Sonde und Schaufel muss auf jeder Tour im freien Skiraum im Rucksack bzw. (das LVS-Gerät) am Mann/an der Frau sein, und auch den Umgang damit muss man lernen und üben. Zumal in einer Stresssituation, wenn jede Minute zählt und vielleicht ein Freund, Verwandter oder der eigene Partner verschüttet ist, die Abläufe ohne Nachdenken automatisiert ablaufen müssen.

Was ebenfalls die Ausrüstung betrifft: Oft wird dem Lawinenairbag ein zu großes Vertrauen geschenkt. Ein Airbagrucksack kann tatsächlich in vielen Notfällen helfen, jedoch bei Weitem nicht in allen. Und auch mit dem Rucksack gehört der Umgang geübt.

Eine Person zeigt einer lächelnden Frau ein Lawinensuchgerät im Schnee.

Verhalte dich während der Skitour vernünftig!

Problembereiche, die unterwegs im Gelände auftreten: Oft zu große Gruppen (je nach Geländeschwierigkeit sollten es maximal sechs bis acht Personen sein), auch zu große Leistungs- und Niveauunterschiede innerhalb einer Gruppe können zu Problemen führen. Durch ein heute oft allgegenwärtiges Leistungsdenken, durch gegenseitiges „Sich-Pushen“, kommt es auch oft zu Stresssituationen, die leicht zu vermeiden sind. Dass in steilerem Gelände (über 30 Grad) Abstände einzuhalten sind, wissen viele in der Theorie – in der Praxis ist oft zu beobachten, dass die ersten zwei, drei einer Gruppe die Abstände noch einhalten, dann aber die Disziplin verloren geht.

Absolviere Ausbildungen und Kurse!

Wie das alles genau funktioniert, lernt man in Kursen. Wann ist der richtige Zeitpunkt für den ersten Kursbesuch? Die simple Regel: „Je früher, desto besser.“ Am besten noch bevor du jemals auf Skitour gewesen bist. Dann kann man eine sehr gute Basis vermitteln. Schwieriger ist es, wenn schon eine gewisse Erfahrung und „Halbwissen“ vorhanden ist. Trotzdem natürlich: besser spät als nie. Erste Ansprechpartner sollten Alpinschulen sein, mit staatlich geprüften Berg- und Skiführern als Ausbildern. Inhalte eines Basiskurses? Materialcheck und Umgang damit (z. B. Spitzkehren, Bogentreten); Tourenplanung; Umgang mit der Notfallausrüstung – wobei es sinnvollerweise auch eigene LVS-Trainings gibt. Auch für viele wertvoll sind Tiefschneetrainings. Abfahren im Gelände will gelernt sein, eine gute Fahrtechnik ist nicht nur spaß-, sondern auch sicherheitsrelevant.

Sei fair zu Tier und Natur!

Auch wenn es nur bedingt mit Sicherheit zu tun hat – ist es auch nötig einen gewissen Respekt der Umwelt gegenüber zu haben. Dass Wildruhezonen, Jungwald und andere forstliche Schutzgebiete respektiert werden, sollte zwar eigentlich selbstverständlich sein – die Praxis zeigt leider, dass es oft an Wissen und Verständnis mangelt. Teilweise wird kreuz und quer gegangen. Im Winter ist die Sache noch problematischer, weil du mehr Spuren hinterlässt als im Sommer. Sperrgebiete sind in Karten eingezeichnet, es gibt aber auch saisonale Sperren, die man unbedingt beachten sollte. Infos gibt es etwa von der Initiative „Respektiere deine Grenzen".

Nimm einen Bergführer in Anspruch!

Die Notfallausrüstung mithaben und sie anwenden können: das müssen alle, die im freien Wintergelände unterwegs sind. Will man sich jedoch davon abgesehen mit der Sicherheits-Thematik nicht weiter beschäftigen, dann gibt es eine Lösung: Engagiere einen Bergführer oder schließ dich einer professionell geführten Gruppe an. Von Alpinprofis kann man jede Menge lernen.

Drei Personen auf einer Skitour in den verschneiten Bergen.

Skitourengehen verbindet Abenteuer, Naturgenuss und sportliche Herausforderung. All das steht und fällt mit der richtigen Vorbereitung. Wer zuverlässige Informationen nutzt, Touren sorgfältig plant, Wetter- und Lawinenlage detailliert prüft und den Umgang mit seiner Ausrüstung beherrscht, minimiert Risiken erheblich. Auch Rücksicht auf die Natur und ein umsichtiges Verhalten in der Gruppe tragen dazu bei, Touren sicher und genussvoll zu erleben. Und nicht zuletzt: Professionelle Kurse oder ein Bergführer können wertvolles Wissen vermitteln und Sicherheit schaffen. Mit dieser Checkliste im Gepäck steht einem sicheren, respektvollen und erlebnisreichen Touren-Winter nichts mehr im Weg.

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