Skitourengeher im verschneiten Gebirge

INTERSPORT Blog | Lesezeit: 8 Minuten

Der erste INTERSPORT Skitourentag in Obertauern

Wind sei der Baumeister von Lawinen steht es in vielen schlauen Büchern geschrieben. Der Wettervorhersage nach zu urteilen, sollten die ersten INTERSPORT Skitourentag am 29. Januar 2022 in Obertauern zwar mit bis zu 50 cm Neuschnee gesegnet aber eben auch mit Winden mit bis zu 70 km/h heimgesucht werden.

Kein gutes Omen, denn bereits auf dem Hinweg hätte man nach einem Blick aus dem Fenster auf die Autobahn das Lawinentraining direkt auf dem Standstreifen abhalten können. Konsequenterweise hielt der Schneefall und auch der Wind bis zur Ankunft in Obertauern an. Der eigentliche Plan, das Event und somit die Zelte der Marken im Freien aufzubauen, war hinfällig. Niemand hätte wohl etwas davon gehabt, die Messezelte wie steigende Drachen über den Hängen Obertauerns fliegen zu sehen.

Bis zum Samstagmorgen ließ zumindest der Schneefall nach, während man die Verwehungen über den Ausläufen der Gamsleitenspitze noch immer beobachten konnte.

Ab 8 Uhr war alles angerichtet: 14 Marken, darunter Atomic, Fischer, Ortovox, Mammut und viele mehr schafften es noch rechtzeitig, ihre Stände im Inneren der Veranstaltungsräume des Tourismusverbands Obertauern aufzubauen. Im Freien hätte das Material vermutlich erst sondiert und dann ausgegraben werden müssen. Trotz der durchwachsenen Wettervorhersage fanden sich rund 80 Teilnehmer:innen aller Könnerstufen ein, die sich vor Ort beraten ließen und ihr Wunschequipment für einen Tag kostenlos zur Verfügung gestellt bekamen. Und während sich die einen um das passende Material bemühten, tüftelten im Foyer bereits die Bergführer:innen über den Lawinenlagebericht und mögliche Routen. Offene, steile Hänge meiden, lautete die Devise.

Anschließend wurden die Teilnehmer:innen zu 6er Gruppen und nach Könnerstufen aufgeteilt und bekamen eine Liftkarte für die ersten Höhenmeter ausgehändigt. Es folgte ein kurzer LVS- und Material-Check, bevor sich Skitouren-Anfänger:innen und Fortgeschrittene in alle Himmelsrichtungen verstreuten. Für uns ging es nach einer kurzen Abfahrt im Gelände wieder hoch zur Gamsleiten I, wo wir die Felle anlegten und uns gemächlich unseren Weg entlang der Gamsleiten 2 nach oben suchten. Aufgrund der stürmischen Böen lief der Lift nicht, was sich für uns als Glücksfall herausstellte. Doch den und versprochenen, unverspurten Tiefschneehang mussten auch wir uns erst verdienen und so bahnten sich unsere zwei 6er Gruppen ihren Weg nach oben. Mit tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen und gesenkten Blicken trotzten die Teilnehmer:innen dem Sturm. Und obwohl man bei den Spitzkehren zeitweise das Gefühl hatte, rückwärts den Hang hinunter geblasen zu werden, erreichten alle die schützende Bergstation mit einem Lächeln.

Impressionen vom Skitourentag INTERSPORT

„Kleiner Tipp von mir: verstaut eure Felle nah am Körper“, rät uns Benjamin, einer der Guides. „Dann frieren die Klebeflächen nicht und wenn ihr sie später wieder braucht, halten sie wie in der Früh.“

Und während einige noch damit beschäftigt waren, den Walking-Mode der Skischuhe zu verriegeln, gruben sich die ersten Schwünge in den vom Wind geformten Tiefschnee, Stück für Stück, der Mittagspause entgegen. Immer wieder nahm sich Benjamin während der Zwischenstopps die Zeit, um uns zu erklären, worauf er bei einer Tour achten würde und warum er diese oder jene Aufstiegs- oder Abfahrtsvariante bevorzuge.

Dem Triebschnee war es auch geschuldet, dass wir uns gegen die Abfahrt über die Skiroute direkt unterhalb des Gamsleiten II entschieden haben. „Der Wind kommt aus Nordwesten und bläst den Schnee genau über die Obertauern Südkette hinweg und zwischen der kleinen Kesselspitze und Gamsleitenspitze hindurch. Da die Skiroute direkt dahinter in einem felsdurchsetzten, über 30 Grad steilen Gelände liegt, in dem sich der Triebschnee sammelt, sollten wir diese Abfahrt zurzeit meiden“. Die Teilnehmer:innen schienen sich zu freuen, die Gedankengänge eines Bergführers live mitzuerleben und sich gedankliche Notizen für zukünftige Skitouren machen zu können.

Beim Mittagessen blieb dann ein wenig Zeit, um das Gesagte Revue passieren zu lassen und die Teilnehmer:innen konnten das Testmaterial erneut umtauschen. Gemeinsam ging es dann aufs Lawinensuchfeld, wo alle ihr eigenes oder das ausgeliehene LVS-Equipment vor Ort testen konnten. Immer wieder wurde gefachsimpelt und Benjamin stand mit Rat und Tat zu Hilfe, sodass am Ende alle die Abläufe verinnerlicht hatten. „Solche Simulationen sind viel wert und an einem schlechten Tag oder nach einer Skitour könnt ihr so etwas super üben“, rät Benjamin allen. Nur wer den Umgang mit dem Equipment beherrsche, könne im Ernstfall Leben retten, gibt er uns abschließend mit auf den Weg.

Skitourentag Impressionen

Pünktlich zum Start der zweiten Tour am Nachmittag ließ sich die Sonne blicken. Und obwohl ich diesem Teil der Skitour nicht beiwohnen konnte, ließen die müden aber glücklich dreinschauenden Gesichter darauf schließen, dass sie noch einige Schwünge in den Schnee setzen konnten. Nach und nach fanden sich alle Gruppen wieder vor dem Tourismusbüro ein und nachdem das Material wieder überreicht wurde, verging noch eine gute Stunde, bis sich alle verabschiedet haben und die Fotos des heutigen Tages ausgetauscht wurden.

Am Ende können wir uns nur bei euch bedanken, dass ihr die teils weiten Wege auf euch genommen habt, um den Tag mit uns zu verbringen. Wir hoffen, dass ihr Spaß hattet und dass euch die Tipps der Marken und Guides auf euren zukünftigen Touren begleiten werden. Wir würden uns zumindest freuen, wenn wir einige von euch nächstes Jahr wiedersehen.

Hier sind alle Bilder vom Event. Vielleicht findest du dich ja wieder.

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