Bike-Infrastrukturfonds weist den Weg: Neuer MTB-Trail in Murau
Vor etwa einem Jahr klopfte Sebastian Pintar zum ersten Mal an die Tür des INTERSPORT Bike-Infrastrukturfonds. Der Kontakt kam über INTERSPORT-Geschäftsführer Thorsten Schmitz zustande, der selbst begeisterter Biker ist und regelmäßig an regionalen und internationalen Downhill-Rennen teilnimmt, wie zum Beispiel in Cerro Bacho, Argentinien bei der Masters Downhill WM.
Folglich kennt Thorsten viele Probleme, mit denen die Bike-Community in Österreich zu kämpfen hat. „Schaut euch das mal an. Vielleicht können wir ihnen bei den Kosten der Beschilderung unter die Arme greifen“, hieß es damals sinngemäß. Dabei ging es um einen 3,2 km langen Singletrail in Murau in der Steiermark, der von der Frauenalpe führen sollte und von Einheimischen und Touristen als Shared-Trail gleichermaßen genutzt werden kann – for free natürlich. Mittlerweile steht der Trail und wird von allen angenommen. Wir haben die Gelegenheit genutzt und mit Sebastian gesprochen. Dabei haben wir ihn ein wenig über das Projekt ausgefragt.
HEY SEBASTIAN, VIELEN DANK, DASS DU DIR DIE ZEIT GENOMMEN HAST. WIE IST EUER PROJEKT DAMALS INS ROLLEN GEKOMMEN?
Letzten Endes durch mich. Wir wollten diesen Weg eigentlich schon seit Jahren zum Biken nutzen, doch bis wir uns dem angenommen haben, war das Befahren eben illegal. Ziel war es also, das Ganze zu legalisieren, um einen Mehrwert für die lokalen Biker und den Tourismus zu schaffen.
MIT WELCHEN STOLPERSTEINEN MUSSTET IHR EUCH AUF DEM WEG BESCHÄFTIGEN?
Bei uns in der Steiermark gibt es die sogenannte Freizeitpolizze, was es vielen Stakeholdern erleichtert, gewisse Wege für touristische Zwecke freizugeben. Viel Zeit wurde dafür aufgewendet, diese Möglichkeiten an Grundbesitzer bzw. die Gemeinde heranzutragen. Auch der Alpenverein war zu Beginn skeptisch. So hat sich alles ein wenig in die Länge gezogen.
WAS FÜR ERKENNTNISSE KONNTET IHR VON DER KONZEPTION BIS HIN ZUR UMSETZUNG SAMMELN, DIE ANDEREN PROJEKTEN HELFEN WÜRDEN?
Die Kommunikation mit allen Stakeholdern ist enorm wichtig. Alle wollen gefragt werden. Auch wenn man sich vorab mit der Frage nach der Wartung und Aufsicht eines Trails beschäftigt, spart man sich einige Wege, wenn man dann die Gespräche mit den Skakeholdern führt.
WELCHE VERANTWORTUNG NIMMT DIE COMMUNITY VOR ORT EIN? HÄUFIG IST ES JA SO, DASS WEG-ERHALTUNGSMASSNAHMEN SOWIE WEITERE PROJEKTARBEITEN VON EHRENAMTLICHEN HELFERN ERLEDIGT WERDEN?
Ich übernehme mit meiner Bike Crew die Wartung der Strecke. Wir organisieren die Beschilderung, das Freischneiden sowie die Kontrolle der Strecke, was einmal im Monat erfolgen muss und anschließend der Gemeinde übergeben wird.
WAS GLAUBST DU, BRAUCHT ES, UM DIE AKZEPTANZ ZWISCHEN DER BIKE-COMMUNITY UND DEN KRITISCHEN STIMMEN ZU FÖRDERN?
Wir hatten die Idee eines Testrides mit den Verantwortlichen vor Ort. Wir haben Bikes für die Vertreter vom Alpenverein und der Forstwirtschaft organisiert. Während der Ausfahrt wurden viele Unstimmigkeiten aus dem Weg geräumt. Beispielsweise konnten wir das Gerücht relativieren, dass man uns Biker nie hören würde, wodurch sich Wanderer erschrecken würden. Wenn man vorausschauend fährt, ist das quasi nie der Fall. So konnten wir den Nicht-Bikern zeigen, wie es in der Realität abläuft.
SOWEIT ICH GESEHEN HABE, WART IHR JA AUCH IM AUSTAUSCH MIT MARKUS PEKOLL, DER JA MTB-BEAUFTRAGTER DER STEIERMARK IST. INWIEWEIT KONNTE ER HELFEN?
Er hat uns beim Einstufen der Strecke geholfen und war auch beim Termin mit der Gemeinde und dem Bürgermeister zugegen, wodurch er bei einigen Themen gut vermitteln konnte. Rückblickend war er uns schon eine große Hilfe.
WAS HAT SICH SEIT EUREM START VERÄNDERT? GAB ES FEEDBACK AUS DEN UMLIEGENDEN GEMEINDEN?
Wir haben den Vorteil, dass Gemeinde und Grundbesitzer ein und dieselbe „Person“ sind. Was das Feedback angeht, haben wir seitens der Gemeinde nur Positives gehört. Bis dato gab es auch keine Probleme mit Jägern oder anderen Parteien. Wir haben sogar das Go für zwei weitere Trails im Gemeindegebiet bekommen.
GIBT ES EINE ERWÄHNENSWERTE GESCHICHTE HINTER DEM NAMEN FRAUENALPENTRAIL?
Stimmt, zu Beginn lief alles unter dem Namen Frauenalpentrail, weil er eben auf der Fraunalpe startet. Wir haben den Trail jedoch in Bernhard Fest Trail umbenannt. Hintergrund ist der, dass es oben auf der Frauenalpe eine Selbstversorgerhütte namens Bernhard-Fest Hütte gibt, welche nun Namensgeber ist.
WAS SIND EURE LANGFRISTIGEN PLÄNE, UM DIE INFRASTRUKTUR WEITER AUSZUBAUEN?
Für die Zukunft planen wir, das Trail Angebot rund um die Gemeinde Murau auszuweiten. Auch den Kreischberg wollen wir für die Sommermonate noch attraktiver für Biker gestalten.
Falls auch du eine Teil einer Initiative bist, die sich für den Bau legaler Infrastruktur für die Bike-Community in Österreich einsetzt, freuen wir uns über einen Besuch auf unserer Übersichtsseite – hier erfährst du, welche Projekte wir unterstützen. In unserer YouTube Playlist „INTERSPORT Bike-Infrastrukturfonds“ kommen zudem einige Initiativen und Stakeholder zu Wort. Falls ihr Unterstützung benötigt, meldet euch einfach und bewerbt euch über unser Anmeldeformular. #buildtrailsnotrestrictions
ZAHLEN UND FAKTEN
- Typ (Pumptrack, Singletrail, Jumpine, etc.): Singletrail: https://www.trailforks.com/trails/bernhardfestweg/
- Wie viele Strecken gibt es? Aktuell in Murau eine, es kommen im Sommer 2 dazu
- Streckenkilometer: 3,2 km
- Höhenmeter bis zum Trailstart: Murau liegt auf ca. 800 m und der Trailstart ist auf ca. 1600 m. Somit rund 800 Hm
- Tiefenmeter: 800 Hm
- Für wen geeignet: Der Trail wurde mit der Schwierigkeit blau festgelegt und ist vor allem etwas für Allmountain und Cross Country Biker