Skifahrer im Tiefschnee

Autor: Ole Kliem | Lesezeit: 7 Minuten

Freeride Ski: Von der richtigen Skilänge bis hin zur Fahrtechnik und dem Aufbau eines Tiefschnee Skis

Bevor wir dich in die Welt der Freeride Ski entführen, wollen wir dich noch darauf aufmerksam machen, dass Tiefschnee Ski einen sehr eingeschränkten Einsatzbereich haben – eben fürs Powdern. Solltest du dir also noch nicht 100% sicher sein, dass das Tiefschneefahren etwas für dich ist, empfehlen wir dir eher eine Skikategorie niedriger zu schauen. Allmountain Ski oder Modelle mit einer Mittelbreite zwischen dem eines Freeride und eines Allmountain Skis, was ca. einer Mittelbreite zwischen 100-115 mm entspricht, sind ein wenig flexibler als reine Freeride oder Powder Ski mit einer Mittelbreite oberhalb von 115 mm.

Inhaltsverzeichnis

So ist ein Tiefschnee Ski aufgebaut (Mittelbreite, Rocker, etc.)

Skifahrer im Tiefschnee

Wenn du zum ersten Mal einen Tiefschnee Ski in der Hand hältst, wirst du dich vermutlich fragen, ob du nicht ausversehen zu einem Wasserski gegriffen hast. Wir können dich allerdings beruhigen: die sind so breit.

Mittelbreite

Von einem Tiefschnee/Powder/Freeride Ski spricht man, wenn die Mittelbreite des Skis mehr als 115 mm beträgt. Viele Tiefschnee Ski siedeln sich bei 120 mm an. Nur zum Vergleich: Ein Carving Ski hat eine Mittelbreite von 63-70 mm. Tiefschnee Ski sind deshalb breiter, um dir im Gelände mehr Auftrieb zu geben. Ein breiter Ski, der auf dem Schnee schwimmt, ist leichter zu steuern und spart somit Energie.

Rocker

Als Rocker wird die negative Vorspannung eines Skis bezeichnet. Im Gegensatz zu einem Pistenski, welcher lediglich an der Spitze aufgebogen ist, liegt der Kontaktpunkt zum Schnee viel weiter hinten. Die Schaufel hat somit viel mehr Auftrieb. Dieses Prinzip verkürzt zwar die effektive Kantenlänge, macht ihn im Tiefschnee aber auch wendiger.

Camber/Vorspannung

Camber oder auch Vorspannung beschreibt den Raum unterhalb des Ski zwischen dem vorderen Kontaktpunkt und dem hinteren. Das Zusammenspiel von Vorspannung und Rocker beeinflusst das Fahrverhalten maßgeblich. Je eher ein Ski für den Tiefschnee bestimmt ist, desto weniger Vorspannung und desto mehr Rocker hat dieser meist. Was ein deutliches Perfomance-Plus im Tiefschnee bewirkt, wird allerdings schnell zum Nachteil, wenn es wieder auf die Piste geht.

Wie lang muss ein Tiefschnee Ski sein?

Tiefschnee Ski können grundsätzlich länger als andere Skytypen gefahren werden. Ein Grund dafür ist der vorhin schon erwähnte Rocker, wodurch der Kontaktpunkt zum Schnee weiter nach hinten rückt.

Für die Wahl der richtigen Skigröße helfen folgende Richtwerte:

Ski­typ An­fänger:​innen Fort­ge­schrittene Profi
All­mountain Körper­größe -5 cm Körper­größe Körper­größe +5 cm
Free­ride Körper­größe Körper­größe +5 cm Körper­größe +10 cm
Big Mountain Körper­größe Körper­größe +5 cm Körper­größe +10 cm

Tiefschnee Ski für Anfänger und Anfänger:innen

Wenn du Freeriden gehen willst, wirst du dir wohl oder übel irgendwann die Fragen stellen, welchen Ski du für den Ritt im Tiefschnee nehmen willst. Einen reinrassigen Anfänger:innen-Ski gibt es beim Freeriden eher nicht. Gerade zu Beginn solltest du dich bei der Wahl deines Freeride Skis daher an die oben erwähnten Skigrößen halten. Der Vollständigkeit halber haben wir dennoch einmal die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Eigenschaften eines Powder Skis aufgeführt:

Weicher Flex Harter Flex
+ Lässt sich im Pulver­schnee ein­fach steuern  + Guter Kanten­halt auf hartem Schnee
- Be­ginnt bei Tempo zu flattern - Mehr Kraf­taufwand beim Steuern
Viel Rocker Wenig Rocker
+ Guter Auf­trieb + Hohe Lauf­ruhe bei Tempo
- Beginnt bei Tempo zu flattern - Wenig Auf­trieb
Viel Camber/​Vor­spannung Wenig Camber/​Vor­spannung
+ Hohe Lauf­ruhe bei Tempo + Viel Auf­trieb
- Wenig Auf­trieb + kurze Kanten­länge = kurze Radien
- Beginnt bei Tempo zu flattern
Skifahrerin im Tiefschnee

Die richtige Fahrtechnik beim Tiefschneefahren

Spätestens, wenn du mit deinen neuen Freeride Ski ins Gelände willst, kommt die Frage auf, wie du diese Bretter eigentlich lenkst. Wir können dich allerdings beruhigen: Als guter Skifahrer oder als gute Skifahrerin solltest du die Unterschiede zum Pistenfahren schnell korrigiert haben.

Hier sind unsere Tipps zum Tief­schnee­fahren:

  • Im Tiefschnee sind Skistöcke und der Stock­einsatz Pflicht. Der Stock­einsatz hilft dir den Schwung­wechsel einzuleiten.
  • Aber jetzt zum absoluten Top-Tipp: Vertikal­bewegung! Ein viel aus­geprägtere Hoch-Tief-Bewegung als auf der Piste wirkt im Tief­schnee wahre Wunder. Probiere es bei deiner nächsten Freeride-Ausfahrt gerne aus.
  • Skibreite sollte im Tiefschnee wieder etwas enger sein, als auf der Piste = nicht schulterbreit, sondern eher schmale Skiführung - so erhält man den maximalen Auftrieb.
  • Deine Position auf dem Ski sollte unbedingt mittig sein (zentrale Position über dem Ski) und bitte nicht nach hinten lehnen. Für den nötigen Auftrieb soll ja der Ski sorgen. Je mehr Rücklage, desto weniger Kontrolle und desto kraftintensiver wird's - und du willst ja mehr als nur 2-3 Runs im Tiefschnee absolvieren.
  • Wichtiger noch als beim Pistenfahren ist das Timing beim Schwung. Wenn du im Tiefschnee unterwegs bist, wird dir auffallen, dass alles ein wenig länger dauert. Schließlich hast du mehr Material an den Füßen und pflügst im besten Fall durch hüfttiefen Schnee. Schau also vorher, wo du deine Schwünge setzen willst und suche dir vor dem Start deine Line.

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